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In den letzten Tagen haben die Bauern protestiert und gehupt – vor allem gehupt. Sie demonstrieren gegen die Kürzung von Steuervorteilen und alle sind sich uneinig, wer jetzt Recht hat. So weit, so kompliziert.

In der Berichterstattung heißt es immer wieder, Bauernproteste hat es schon immer gegeben und die Bevölkerung unterstützt das. Aber in Zeiten des Klimawandels, klimaschädliche Subventionierungen zu fordern, kann auch nicht im Sinne der gesamten Bevölkerung sein. Bei der Beurteilung der Proteste muss man auch den Umwelt- und Klimaschutz berücksichtigen. Allerdings sind die Kürzungen der Subventionen ja gar nicht der eigentliche Grund dafür. Vielmehr wünschen sie sich seit Jahren eine Transformation in der Landwirtschaft. Was gut läuft und was schlecht und wie alle zu einer besseren Landwirtschaft beitragen können, erfährst du in diesem Artikel.

EU-Agragrsubventionen - wie sinnvoll sind sie wirklich?

Eigentlich sorgen die Bauern und Bäuerinnen schon immer für die Versorgung aller Menschen im Land. Die Wichtigkeit des Berufsstandes spiegelt sich immerhin auch in den EU-Subventionen: Die Europäische Union unterstützt die Branche jedes Jahr mit 387 Milliarden Euro. Deutschland erhält 6 Milliarden Euro davon. Diese zahlt der Staat den Bauern direkt aus. Mittlerweile ist etwa die Hälfte der Subventionen an Umweltauflagen geknüpft. Zum Beispiel ob Blühstreifen gepflanzt werden oder wenn bestimmte Saaten in der Fruchtfolge enthalten sind. Trotzdem ist das Hauptkriterium die Fläche, weshalb die großen Betriebe mehr Gelder erhalten. Das gilt aber zum Beispiel nicht für diejenigen, die ihr Land nur pachten.

Warum protestieren die Bauern?

Die Demonstrationen starteten nach der Ankündigung, die Subventionierungen für Kraftfahrzeuge und Diesel zu kürzen. Von klimaschädlichen Förderungen müssen sich wohl auf lange Sicht nicht nur Landwirt:innen verabschieden, sondern alle Bürger:innen. Nach den Kürzungen bleiben immerhin noch 40 000 Euro Förderungen pro Jahr.

Die Finanzierung von Diesel spielt klimatisch aber eine untergeordnete Rolle. Die Preise im Supermarkt wird das laut Foodwatch auch nicht erhöhen. Und kleine Betriebe profitieren generell weniger von diesen beiden Vergünstigungen. Der Grund ist vielmehr die Unzufriedenheit mit der Agrarpolitik im Allgemeinen.

Zur Gewinnsteigerung auf 82 000 Euro trugen 2021 vor allem große Betriebe bei. Die Anzahl der Betriebe hat sich in 20 Jahren fast halbiert auf 260 000. Viele kleinere Betriebe mussten aufgegeben werden.

Den Landwirt:innen wäre es lieber, wenn sie gar nicht auf finanzielle Förderungen angewiesen wären. Sie möchten die Preise so gestalten, dass sie ihre eigenen Kosten selbst decken können. Das Problem sind dabei die Supermärkte, die die Preise drücken. An einem Liter Milch verdienen die Erzeuger:innen 25 Cent, an einem Brötchen etwa einen Cent. Dass das nicht ausreicht, liegt ja auf der Hand.

Landwirt:innen als Umweltschützer:innen

Um auf dem Weltmarkt zu bestehen, brauchen die Landwirt:innen in der EU die Subventionen. Denn dass die Landwirtschaft unsere Versorgung sichert, ist nicht die ganze Wahrheit. Wir produzieren sehr viel für das (europäische) Ausland, während wir die meisten Waren selbst importieren. Wie wichtig ist der Berufsstand dann für die Versorgung im Inland? Wichtig könnte er aber sein, wenn es um die verantwortungsvolle Nutzung der Flächen geht. Es hat unmittelbare Folgen, ob Landwirt:innen die Fläche für Tierfutter nutzen oder für Pflanzen und Getreide, die Menschen essen. Es hat Folgen, wie sie mit dem Boden umgehen und wie sie Pflanzen düngen und spritzen. 

Diese Entscheidungen betreffen das Klima und fällt auf sie zurück, wenn es klimabedingt entweder viel zu lange regnet oder viel zu lange gar nicht regnet. Die Folgen sind heute bereits sichtbar: Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bewirkt Insektensterben, das Düngen und Pflügen laugen den Boden aus. Dadurch werden auch die Erträge immer geringer, was für die Landwirt:innen ja auch nicht zum Vorteil ist.

Es gibt bereits zahlreiche Ideen, Möglichkeiten und Methoden, die Bodenqualität wiederherzustellen und die Erträge dadurch zu erhöhen. Beispielsweise können Blühsteifen die Bodenerosion zu verringern und Grünbrache kann für mehr Artenvielfalt sorgen. Wenn dies für die Landwirt:innen teure Maßnahmen sind, könnten sie finanziell entlastet werden.

Das Umdenken über Umweltschutz muss also sowohl bei den Erzeuger:innen als auch in der Politik stattfinden. Wenn ein landwirtschaftlicher Betrieb sich für eine verantwortungsvolle Nutzung entscheidet, muss das auch finanziell belohnt werden. Die Transformation besteht also darin, im Einklang mit dem Klima zu arbeiten und das rentabel und gerecht zu gestalten. Die Transformation ist notwendig, um die Herausforderung Klimawandel zu stemmen. Dazu tragen insbesondere Unternehmen bei – auch landwirtschaftliche.

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Agrarpolitik mit Weitsicht - was sich in der Landwirtschaft ändern muss

Die Entscheidung für einen nachhaltigen Betrieb scheitert vielleicht auch an der Kurzfristigkeit der politischen Entscheidungen für die Branche. Meistens wechseln die Ziele für die Landwirtschaft in jeder Legislaturperiode. Dann müssen sich die Landwirt:innen alle vier Jahre auf neue Vorschriften oder Baumaßnahmen einstellen. Zum Beispiel müssen Ställe umgebaut werden, wenn die Tiere aus Tierschutzgründen mehr Platz haben sollen. Der Bau rentiert sich aber erst nach 30 Jahren. Das ist ein Riesenaufwand für die Bauern, auch finanziell. Für das Tier springen dabei vielleicht ein paar Zentimeter heraus und das Tierwohl-Label, das im Vordergrund steht. 

Dass solche kurzfristigen Änderungen für Landwirt:innen eine Zumutung ist, über die sich Bauern und Bäuerinnen aufregen, ist ja nicht verwunderlich. Die Politik könnte den Klimaschutz als klares Ziel für die Landwirtschaft setzen und festlegen, dass Landwirt:innen ihre Preise für ihre Erzeugnisse selbst festlegen können.

Wenn landwirtschaftliche Produkte wieder teurer werden sollen, muss man von den Hersteller:innen auch einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen erwarten können. Und wenn sich ein:e Landwirt:in dazu entscheidet, ökologisch anzubauen oder von der Fleischproduktion auf pflanzliche Produkte umzusteigen, könnte auch das mehr gefördert werden. Was können wir also tun?

1. Weniger Nutztiere halten

Tierbetriebe produzieren mehr Fleisch, als in Deutschland verzehrt wird. 45 Prozent werden ins europäische Ausland exportiert und auch der Export in Drittstaaten steigt. Wenn das Fleisch nur für den deutschen Markt wäre und zu einem Preis, der die Betriebskosten decken kann, bräuchte es vielleicht weniger oder weniger große Betriebe. Dann könnten die Landwirt:innen tatsächlich für mehr Tierwohl sorgen. Wenn die Menschen zusätzlich weniger Fleisch konsumieren, würde das den Bedarf außerdem verringern. Dann könnte weniger Fläche genutzt werden, um Tierfutter herzustellen.

Weniger Tiere würden auch die Gülleproduktion einschränken. Das Grundwasser ist mit Nitrat belastet, weil die Felder mehr gedüngt werden, als die Pflanzen aufnehmen können. Die Reinigung ist teuer und wird durch die Wasserrechnung der Endverbraucher:innen bezahlt.

Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft hat also auch Vorteile für die Konsument:innen. Umweltschutz muss in der Landwirtschaft eine viel größere Rolle spielen und auch belohnt werden. Die Aufgabe der Landwirt:innen als Botschafter:innen der Natur müssen sie selbst erkennen, aber eben auch die Politik und die Bevölkerung. Statt Schweine zu halten, könnten sie zum Beispiel mehr proteinreiche Pflanzen für Fleischersatzprodukte anbauen.  

2. Mehr Pflanzen und Getreide anbauen

Die Nutztierhaltung und die Produktion von tierischen Produkten trägt wesentlich zum Klimawandel bei. Die schlechte Klimabilanz könnte sich auch im Preis widerspiegeln, sodass pflanzliche Produkte günstiger wären als tierische.

Derzeit ist es aber genau umgekehrt. Hafermilch ist zum Beispiel viel teurer als Kuhmilch. Natürlich kann man den Vorteil auch nutzen, indem man keine Kühe hält, sondern Hafer anbaut, um dann seine eigene Hafermilch herzustellen. Die Klimabilanz von Hafer ist auch deutlich niedriger als die von Kühen. Es kann nicht ausreichen, Kuhmilch als klimaneutral zu labeln.

So könnte auch für Verbraucher:innen ein Anreiz geschaffen werden, weniger Tierisches zu konsumieren. Dann könnte man auch weniger produzieren. Die Folge wäre natürlich, dass man wahrscheinlich weniger exportieren kann. Andererseits wären die Landwirt:innen dann tatsächlich für die Versorgungssicherheit im Land verantwortlich.

3. Auf Lokalität setzen

Immer mehr Konsument:innen achten darauf, wo die Produkte eigentlich herkommen. Vielen ist es wichtig, dass die Lieferwege nicht zu lang sind und kaufen lieber Gemüse und Obst und Anderes aus der Region. Das nutzen Betriebe mit Hofläden bereits zu ihrem Vorteil. Oder sie verkaufen ihre Produkte im Supermarkt in der Nähe.

Auch zahlreiche Lieferdienste liefern regionale oder lokale Produkte. Zum Beispiel bietet Flaschenpost viele Produkte an, die in der Region erzeugt wurden. Regionales findet sich aber auch bei Rewe-Märkten oder Edeka. Der Vorteil ist eben auch für die Verbraucher:innen, dass sie Gemüse, Obst und Eier ohne Verpackung erhalten.

4. Transparenz schaffen mit Social Media

Da Nachhaltigkeit, Regionalität und Saisonalität im Trend liegen, könnten auch landwirtschaftliche Betriebe auf den Zug aufspringen und ihre Produktion umgestalten. Oder das, was bereits nachhaltig ist, ausgiebig in den sozialen Medien präsentieren. Damit könnten sie auch erreichen, Interesse bei den Konsument:innen für die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte zu wecken.

Dazu können sie zum Beispiel ihre Arbeit auf Social Media bewerben. Sie könnten den Leuten Einblick in ihre Ställe geben oder anderweitig ihre Arbeit vorstellen. Dafür kann zum Beispiel TikTok eine geeignete Plattform sein. Die User:innen bekommen so Unterhaltung und Informationen gleichzeitig.

Denn auch die Landwirtschaft ist nicht ausgenommen vom digitalen Wandel. Die Verbraucher:innen erwarten Transparenz – ebenso wie von anderen Unternehmen auch. Ansonsten greifen sie vielleicht sogar auf Vorurteile zurück, weil sie ja sonst keine Informationen erhalten. Die Landwirt:innen können ihre Arbeitsweise transparent zeigen. Wenn sie umwelt- oder tierfreundlich arbeiten, ist das für sie gute Promo.

Außerdem können die Bauern und Bäuerinnen sich und ihren Betrieb so darstellen, wie es auch ihnen zugutekommt. Der Vorteil, den sie sicherlich davon haben, ist die Wertschätzung ihrer Arbeit und die Wertschätzung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse durch die Konsument:innen, die dann auch Preiserhöhungen akzeptieren. Außerdem schafft das Nähe und Sympathie bei den Verbraucher:innen.

Fazit

Die Transformation der Landwirtschaft ist auf lange Sicht unvermeidlich. Der Umwelt müsste dabei ein wirtschaftlicher Wert zukommen, die die Landwirt:innen sehr gut vertreten könnten. Das wäre so eine langfristige Entscheidung seitens der Politik, die man erwägen kann. Auch Lokalität könnte ein guter Ansatz sein, um eine Überproduktion zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Sowohl hinsichtlich der Produktion als auch des Vertriebs als Nahversorger. Über einen Hofladen, über einen Lieferdienst in der Region oder über den direkten Verkauf an LEHs / Supermärkte

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