Was verbirgt sich hinter dem Bio-Siegel?
Für biologisch hergestellte oder angebaute Produkte ist das Bio-Label der EU seit 2010 verpflichtend. Es basiert auf der EU-Ökoverordnung 848/2018. Das deutsche Bio-Siegel, das es seit 2001 gibt, kann zusätzlich auf Etiketten gedruckt sein. Die Kombination sieht man häufig, da das deutsche Siegel bekannter ist als das der EU – die Kriterien sind aber dieselben.
Im Gegensatz zu anderen Begriffen sind „Öko“ und „Bio“ geschützt und die Kriterien dafür sind genau festgelegt: Verzicht auf präventive Antibiotika in der Tierhaltung, die zudem artgerecht sein muss. Es sind nur 57 Zusatzstoffe bei der Produktion erlaubt. Pestizide und synthetische Düngemittel sind verboten. Das Produkt muss zu 95 Prozent biologisch sein und das Tierfutter muss aus ökologischem Anbau stammen. Das Produkt oder enthaltene Stoffe dürfen zudem nicht gentechnisch verändert sein.
Bioland, Naturland und Demeter - die Siegel für noch mehr Bio
Es gibt weitere Siegel, die deutlich mehr Anforderungen an die zertifizierten Produkte stellen. Naturland oder Bioland zum Beispiel lassen nur 22 Zusatzstoffe zu, setzen auf Kreislaufwirtschaft und erlauben in puncto artgerechte Haltung weniger Tiere pro Hektar und schreiben mehr Weidehaltung vor als die EU-Richtlinie. Zur artgerechten Haltung gehört auch die Beschränkung von Tiertransporten auf 200 Kilometer beziehungsweise 4 Stunden. Außerdem muss der ganze landwirtschaftliche Betrieb auf Bio umgestellt sein. Laut EU-Ökoverordnung reicht eine teilweise Umstellung aus. Naturland und Bioland schreiben auch 100 Prozent Bio-Futter vor, wovon die Hälfte vom eigenen Hof kommen muss.
Die EU-Verordnung sieht also nur ein Minimum an Bio und Nachhaltigkeit vor. Naturland umfasst außerdem soziale Standards und Rechte, was insbesondere für die Textilproduktion relevant ist. Bio ist bei Fleisch tatsächlich besser, wobei die Kriterien für die Siegel von Bioland und Naturland noch besser sind. “Bio” ist aber nicht gleichbedeutend “regional”, sodass Produkte lange Transportstrecken hinter sich haben können, bis sie bei den Verbraucher:innen ankommen. Außerdem sind sie oftmals verpackt.
Die höchsten Standards legt Demeter fest. Das Siegel basiert allerdings auf fragwürdigen anthroposophischen Ansichten, die kritisiert werden können. Hinsichtlich der Umweltaspekte sind die Vorgaben aber trotzdem sinnvoll.
Kritik am Bio-Siegel
Grundsätzlich ist hier trotzdem anzumerken, dass für die Fleischproduktion auch automatisch zusätzlich Pflanzen angebaut werden müssen, um sie an die Tiere zu verfüttern – unabhängig davon, ob das Futter nun importiert wird oder nicht. Tiere produzieren viel Gülle, die das Grundwasser belastet.
Und ganz generell kann man ja auch kritisch hinterfragen, inwiefern übermäßige Nutztierhaltung überhaupt artgerecht ist. Eine Kuh kann beispielsweise 20 Jahre alt werden. In der Realität werden Hochleistungsmilchkühe etwa 6 Jahre alt. Macht die Weidehaltung allein die Tiere wirklich glücklicher? Schwer zu sagen.
Wenn Konsument:innen ausschließlich auf das EU-Bio-Siegel achten, können sie damit rechnen, dass das Produkt nur ein Minimum an Umweltstandards erfüllt. Nicht nur bei Lebensmitteln, sondern auch bei Textilien, muss man als Verbraucher:in in der Regel selbst recherchieren, was Bio genau bedeutet. Greenwashing wird nämlich häufig betrieben bei Labeln, die nicht geschützt sind wie „aus kontrolliertem Anbau“, „CO2-neutral“, „umweltschonend“, „nachhaltig“ oder „regional“.